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Transatlantischer Sklavenhandel

Im Zuge der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 und der anschließenden Kolonisierung, durch die sämtliche Regionen Amerikas zu europäischen Kolonien wurden[1], entstand die Sklaverei in Amerika.[2] Der Atlantik, als zwischen Europa und Amerika liegender Ozean, wir von Nicole Priesching als „europäisches Binnenmeer“ beschrieben, über welches der Sklavenhandel stattfinden kann.[3] Dieser Handel mit Sklaven über den Atlantik hinweg, der in dieser Form bis ins 19. Jahrhundert Bestand hatte[4], wird als transatlantischer Sklavenhandel bezeichnet. Der transatlantische Sklavenhandel fand jedoch nicht auf direktem Weg zwischen den beiden Kontinenten statt, sondern ebenfalls über Afrika, wo verschiedene Waren, wie Textilien, Werkzeuge, Alkohol oder Waffen gegen Sklavinnen und Sklaven getauscht wurden. Diese Sklaven wurden anschließend nach Amerika verschifft und dort gegen Luxusgüter wie Zucker, Kaffee, Kakao, Tabak oder Baumwolle getauscht, um diese dann in Europa zu verkaufen. Der transatlantische Sklavenhandel über Europa, Afrika und Amerika wird auch als Dreieckshandel bezeichnet.[5]

In Afrika wurden, wie zuvor angesprochen, unter anderem Textilien gegen Sklaven getauscht. Zu diesen Textilien gehörten auch die Indiennes, zumeist „mit indisch-exotischen Motiven bedruckte leichte, aber dichte Baumwollstoffe“[6].

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Diese Stoffe wurden durch Frankreich aus den französischen Kolonien in Indien eingeführt und erhielten so, abgeleitet aus der französischen Bezeichnung toiles indiennes, ihren Namen. Bedenkt man nun, dass der Handel nicht nur über Europa, Afrika und Amerika, sondern gewissermaßen ebenfalls über Indien als Textillieferant stattgefunden hat, kann im Grunde genommen nicht nur von einem Dreieckshandel gesprochen werden. An dieser Stelle muss jedoch auch erwähnt werden, dass ab 1640 begonnen wurde, die Indiennes aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage ebenfalls direkt in Europa zu produzieren.[7]

Auch Frankreich besaß seit dem Ende des 16. Jahrhundert Kolonien[8] und setzte Sklaven zur Arbeit auf den Plantagen, beispielsweise auf Saint-Domingue[9], Guadeloupe oder Martinique, ein.[10] Es wird geschätzt, dass insgesamt mehr als 12 Millionen Sklaven durch die Kolonialmächte verschifft wurden.[11]

Aus Frankreich starteten in etwa 13 % der europäischen Sklavenschiffe[12] und auf diesen Schiffen und den mindestens 4220 Expeditionen[13] wurden in etwa 1.381.404 Sklaven verschleppt.[14] Damit gehörte Frankreich neben England im 18. Jahrhundert zu der wichtigsten Sklavenhandelsnation innerhalb Europas.[15]

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[1] Vgl. Priesching, Nicole (2014): Sklaverei in der Neuzeit. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 63.

[2] Vgl. Mémorial de L’Abolition de l’Esclavage (o.A.): La traite négrière atlantique et l’esclavage colonial, auf < http://memorial.nantes.fr/la-traite-negriere-atlantique-et-l-esclavage-colonial/#contenu> [18.05.2019].

[3] Vgl. Priesching, Nicole (2014): Sklaverei in der Neuzeit. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 63.

[4] Vgl. Mémorial de l’Abolition de l’Esclavage (o.A.): Le long combat des abolitions, auf < http://memorial.nantes.fr/le-long-combat-des-abolitions/#contenu> [18.05.2019].

[5] Vgl. Cooperaxion (o.A): Wirtschaftswachstum dank Sklavenhandel? Die Rolle der Schweizer Akteure im transatlantischen Dreieckshandel im 17.-19. Jahrhundert, S. 3, auf < https://www.cooperaxion.org/_wp/wp-content/uploads/2012/01/website12_wschaft_sklaverei_klein-.pdf> [18.05.2019].

[6] Cooperaxion (o.A): Wirtschaftswachstum dank Sklavenhandel? Die Rolle der Schweizer Akteure im transatlantischen Dreieckshandel im 17.-19. Jahrhundert, S. 6, auf < https://www.cooperaxion.org/_wp/wp-content/uploads/2012/01/website12_wschaft_sklaverei_klein-.pdf> [18.05.2019].

[7] Vgl. Cooperaxion (o.A): Wirtschaftswachstum dank Sklavenhandel? Die Rolle der Schweizer Akteure im transatlantischen Dreieckshandel im 17.-19. Jahrhundert, S. 6, auf < https://www.cooperaxion.org/_wp/wp-content/uploads/2012/01/website12_wschaft_sklaverei_klein-.pdf> [18.05.2019].

[8] Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2013): Frankreich und sein Kolonialreich bis 1939, auf <https://www.bpb.de/internationales/europa/frankreich/164963/kolonien> [18.05.2019].

[9] Nach der Unabhängigkeit von Frankreich erhielt die Insel Saint Domingue den Namen Ayiti, woraus der heute bekannte Name Haiti entstand. Vgl. Lammel, Isabell (2015): Der Toussant-Louverture-Mythos. Transformation in der französischen Literatur, 1791-2012. Bielefeld: transcript Verlag, S.51.

[10] Vgl. Zeuske, Michael (2013): Handbuch der Sklaverei. Eine Globalgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin; Boston: De Gruyter, S.210.

[11] Vgl. Mémorial de L’Abolition de l’Esclavage (o.A.): L’esclavage et les traites négrières, auf <http://memorial.nantes.fr/l-esclavage-et-les-traites-negrieres/#contenu> [18.05.2019].

[12] Vgl. Mémorial de L’Abolition de l’Esclavage (o.A.): L’europe négrière, auf < http://memorial.nantes.fr/l-europe-negriere/#contenu> [18.05.2019].

[13] Vgl. Mémorial de L’Abolition de l’Esclavage (o.A.): Nantes, la traite négrière et l’esclavage, auf < http://memorial.nantes.fr/nantes-la-traite-negriere-et-l-esclavage/#contenu> [18.05.2019].

[14] Michael Zeuske beschreibt diese Zahl als Minimalzahl, da zur Berechnung dieser Zahl größtenteils nur englische und französische und kaum iberische Quellen genutzt wurden. Vgl. Zeuske, Michael (2015): Sklavenhändler, Negreros und Atlantikkreolen. Eine Weltgeschichte des Sklavenhandels im atlantischen Raum. Berlin/Boston: De Gruyter, S.45.

[15] Vgl. Eckert, Andreas  (2012): Sklaven in Europa, in den Boer, Pim / Durchhardt, Heinz / Kreis, Georg / Schmale,  Wolfgang (Hrsg.): Europäische Erinnerungsorte 3. Europa und die Welt. München: Oldenbourg Verlag, S.79.

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